Fasten als Teil der Mind-Body Medizin

In der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Kliniken Essen-Mitte wird das Heilfasten nach Buchinger regelmäßig als Bestandteil einer stationären integrativmedizinischen Therapie insbesondere bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, chronischen Schmerzsyndromen und kardiovaskulären Risikogruppen, z.B. bei metabolischem Syndrom in Kombination mit der Mind-Body Medizin durchgeführt. Diese nutzt gezielt die Interaktion zwischen Gehirn und Körper und führt zu einer Steigerung der Selbstheilungskräfte des Individuums. Das Fasten zielt dabei jedoch nicht nur auf kurzfristige gesundheitliche Effekte, sondern vor allem auf eine langfristige Lebensstilmodifikation ab, dazu gehört auch eine Ernährungsumstellung, die den meisten Patienten in der Regel sehr schwer fällt. Während des Fastenprogramms erleben die Patienten oft zum ersten Mal eine Eigenverantwortung im therapeutischen Prozess. Dies begünstigt die eigene Selbstwirksamkeitserwartung in Hinblick auf zukünftiges gesundheitsrelevantes Verhalten. Das Fasten hat sich somit für die Initialisierung einer Ernährungsumstellung im Rahmen der Mind-Body Medizin bewährt. Während des Fastens treten unterschiedliche Wirkungen auf. Zum einen erfahren Patienten speziell in der Anfangsphase Nebenwirkungen wie Kreislaufbeschwerden und Kopfschmerzen, die jedoch oft mit einfachen Mitteln behoben werden können, z.B. mit erhöhter Trinkmenge, etwas Honig im Tee etc. Dabei erhöhen die Begleitung durch eine ordnungstherapeutisch-mind-body-medizinisch geschulte Fachkraft sowie die Unterstützung in einer Fastengruppe die Wahrscheinlichkeit des „Durchhaltens“ und damit der positiven Erfahrungen deutlich.
Mit fortschreitendem Fasten kommt es bei vielen Patienten zu einer sogenannten Fasteneuphorie, d.h. einem positiven Stimmungsbild. Anekdotisch lässt sich dabei oft auch eine positive Wirkung auf das Selbstwirksamkeitsempfinden beobachten. Eine systematische Untersuchung der Auswirkungen des therapeutischen Fastens auf die Selbstwirksamkeitserwartung wird in künftigen prospektiven kontrollierten Beobachtungsstudie durchgeführt werden. Die Selbstwirksamkeitserwartung dabei gilt als wichtige Ressource für eine nachhaltige gesundheitsfördernde Lebensstiländerung. Diese geht davon aus, dass wer erfahren hat und weiß, dass er oder sie die Fähigkeit hat, bewusst das eigene gewohnte Verhalten gesundheitsfördernd zu beeinflussen, auch in Zukunft erwarten wird, dazu erfolgreich in der Lage zu sein. Eine siebentägige positive Fastenerfahrung kann dann maßgeblich dazu beitragen, dass PatientInnen anschließend dauerhafte Modifikationen ihres Lebensstils im Bereich der Ernährung, der Bewegung und/oder der Stressbewältigung vornehmen. Begleitetes Heilfasten befähigt damit nachhaltig zu einem salutogenen Lebensstil.

Gustav Dobos, Essen

Direktor der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Kliniken Essen-Mitte seit 1999. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftungslehrstuhl für Naturheilkunde der Universität Duisburg-Essen. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Naturheilkunde (DGNHK)

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